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Ich verfolge die Arbeit von Franz Greger schon seit vielen Jahren. Was mir daran besonders bemerkenswert erscheint, ist die durch alle Phasen seines Werkes hindurchverfolgte Perspektive einer abstrakten Konkretheit: Abstraktion, aber nicht von der Gegenständlichkeit als solcher, sondern von ihrer Funktion, der Abbildung der Realität. Franz Greger verdoppelt nicht das Reale in einem Abbild, er konstruiert vielmehr eine Infrawirklichkeit, die sich auf die reine visuelle Form der Gegenständlichkeit reduziert.

Im Kontext dieses Grundzuges seiner Arbeit erscheint mir auch die künstlerische Technik, deren er sich bedient, wert, hervorgehoben zu werden: seine Arbeiten befinden sich auf der Scheidelinie zwischen Malerei und künstlicher Reproduktion, sie haben etwas von Vexierbildern, von einem Changieren zwischen Malerei und technischer Reproduzierbarkeit, in einer Grauzone, wo sich die Unterschiede verwischen: ob es sich um Malerei handelt, die den Eindruck künstlicher Reproduktion erweckt, oder umgekehrt, um künstliche Reproduktion, welche den Anschein der Malerei hervorruft, nie ist auf den ersten Blick zu entscheiden, worum es nun tatsächlich zu tun ist, stets stellt sich ein fruchtbarer Zweifel ein, der dazu zwingt, den ersten (flüchtigen) Blick zu hinterfragen.

So wie sich die Abbildung im Laufe der modernen Ära dem Blick des Auges angenähert hat ­– von der Renaissance-Perspektive über die impressionistischen Experimente bis hin zur Negierung der Maltechnik in der Photographie, mit welcher sich der Mensch mit der Linse, der Filmemulsion usw. ein künstliches Auge geschaffen hat –, so nähert sich im Werk Franz Gregers die Reproduktionstechnik wieder der Maltechnik an, aber – Negation der Negation –, ohne hinter die Möglichkeiten der (Computer-) Technik zurückzufallen.

Beherrschendes Motiv fast aller Arbeiten von Franz Greger ist der menschliche Körper: In seinem Werk wird das Bild zu einem Experimentierfeld, auf dem die Transformation des Körpers (der Entwurf eines künstlichen Menschen), nicht real – wie in der Kosmetik, in der Schönheitschirurgie usw. –, sondern – dazu antithetisch – modellhaft (in gleichsam unendlichen Reihen von Bildern) durchexerziert wird.

Emmerich Nyikos, Berlin 2005